by MRplayerRP

Diese Rezension wurde ursprünglich unter https://www.boardgamemonkeys.com/2025/01/luminos.html veröffentlicht (mit Bildern). Autor: Oli.
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In allen Legespielen kommt es normalerweise darauf an, dass man möglichst viele gleiche Plättchen zusammenpuzzelt und so große homogene Bereiche bekommt, die viele Punkte bringen. In allen Legespielen? Nein, denn Luminos dreht diese Grundidee einfach auf den Kopf: Hier müssen wir Plättchen legen und darauf achten, dass wir immer etwas in unserer Auslage haben, das seltener als der Rest vorkommt – oder unser Sternenhimmel möglichst gleichmäßig erscheint. Klingt komisch, funktioniert aber eigentlich echt gut.

In der schicken kleinen Schachtel finden wir 64 Plättchen mit unterschiedlichen Kombinationen aus Sonne, Mond und Sterne, vier Startplättchen (bestehend aus 3 zusammenhängenden Plättchen), für jede/n Mitspieler jeweils ein Sonne/Mond/Stern-Extramarker, einen Beutel und einen Wertungsblock. Alle schnappen sich ein Startplättchen, einen Zettel vom Block und die drei Extramarker. Dann werfen wir die übrigen Plättchen noch in den Beutel und starten in den Nachhimmel: Die Startspielperson zieht so viele Plättchen, wie Menschen am Tisch sitzen aus dem Beutel, sucht sich eins aus (oder zieht alternativ eins aus dem Beutel) und legt es orthogonal an mindestens ein vorhandenes Plättchen in der eigenen Auslage an. Dies machen reihum auch alle anderen.

Hat jemand ein Quadrat aus 4 Plättchen gelegt, muss dieses gewertet werden: Ich zähle dann die Anzahl an Sonnen, Monden und Sternen auf genau diesen vier Plättchen. Hiervon wird die kleinste Zahl auf dem Wertungsblock in der entsprechenden Spalte (Sonne, Mond, Sterne) notiert. Habe ich ein Symbol, das nicht auftaucht, bleibt dies bei der Wertung außen vor. Habe ich aber zwei Symbole, die beide gleich häufig und weiterhin seltener als das dritte vorkommen (oder kommt das dritte gar nicht vor), darf ich beide werten. Und kommen alle drei gleichhäufig vor, werte ich alle drei. Die gewerteten Plättchen bleiben liegen und können somit die Grundlage neuer Quadrate bilden. Und habe ich irgendwo eine Lücke, für genau ein Plättchen, dass ich dort hineinlege, mache ich auf einen Schlag mehrere Wertungen für alle entstandenen Quadrate.

Die vorhin erwähnten Extramarker darf ich jeweils einmal pro Partie nutzen: Lege ich ein Plättchen, auf dem mir z.B. ein Mond fehlt, lege ich das Mond-Extraplättchen auf dieses Plättchen. Das Extraplättchen bleibt bis zum Spielende dort liegen und zählt bei allen Wertungen entsprechend mit. Wobei man hierbei darauf achten muss, dass Extraplättchen nur auf das zuletzt gelegte Plättchen gelegt werden dürfen und auch nur dann, wenn man damit keine vorhandenen Symbole verdeckt und die Gesamtzahl der Symbole auf dem Plättchen anschließend bei maximal 4 liegt.

Wie beschrieben, schreiben wir unsere Wertungen in Spalten. Erreicht jemand mit einem Symbol das Ziel einer Spalte, wird die laufende Runde noch zu Ende gespielt und dann ist Schluss. Alle, die das Ziel dieser oder einer anderen Reihe erreicht haben, bekommen Bonuspunkte und dann wird gestrichen: Und zwar werden alle eingetragenen Wertungen gestrichen, die in nicht vollständig gefüllten Zeilen stehen. Habe ich also 8 Mondwertungen, 5 Sonnenwertungen und 6 Sternwertungen, werden die letzten drei Mondwerte und der letzte Sternwert gestrichen. Alle übrigen Werte werden addiert und es winken nochmal 3 Punkte pro nicht verbrauchtem Extramarker. Es gewinnt, wer die meisten Punkte hat.

Und ja, was soll ich sagen? Ich bin ganz ehrlich: Luminos hat mich ursprünglich weder angelacht noch gereizt. Ich habe nichts erwartet. Ist halt wieder ein abstraktes Legespiel, da gibt es soo viele und es werden gefühlt täglich mehr. Nach dem Lesen der Anleitung wollte ich es aber dann doch spielen. Denn zum einen fand ich es interessant, dass hier immer die „Minderheit“ auf den eigenen Plättchen gewertet wird, dann die Tatsache, dass man gefühlt ständige kleine Wertungen hat, und dass wir im Kern ein Wettrennen haben, bei dem wir aber tunlichst drauf achten müssen, dass wir nicht zu schnell vorpreschen, da wir uns sonst jede Menge Punkte selbst rasieren – aber endlos auf das richtige Plättchen warten ist hier halt auch nicht drin. Das Ganze garniert mit einer kurzen knackigen Spielzeit und praktisch null Aufbau- oder Erklärzeit. Und ja, was soll ich sagen?

Ich mag Luminos irgendwie. Es hat mich nicht umgehauen und bringt in den Mechaniken so gar nichts Neues und ja. Aber durch die „verdrehte“ Wertung ist eben auch erstmal alles komplett anders als man es gewohnt ist und das strengt zuerst mal die grauen Zellen an. Grade in den ersten Partien muss man sich ständig selbst daran erinnern, dass es hier eben nicht darum geht, möglichst viele Sonnen irgendwo unter zu kriegen. Ständig ist man am Abzählen der ganzen Symbole. Und ja, das ist nichts für alle Zielgruppen und geht sicherlich vielen gewaltig auf den Keks. Ich mag es, vor allem zu zweit und eher in Runden mit Gelegenheitsspielenden. Denn bei all dem Wettrenn-Charakter spielt man letztlich hauptsächlich gemeinsam einsam und muss nur schauen, dass das Gegenüber nicht plötzlich das Spielende einläutet. Und Vielspielenden bietet es schlicht keine Abwechslung, sodass es schnell in Vergessenheit geraten wird. Unterm Strich also nicht weltbewegend (oder gar irgendwie hübsch), aber durchaus schön zu spielen, wenn man dann auch nicht zu viel – oder wie ich, nichts – erwartet. Dafür kann man es wunderbar mit allen Altersgruppen und Spielerfahrungsständen spielen, wobei die Jüngeren wegen der leicht "komplizierten" Wertung durchaus ab und an etwas Hilfe benötigen.

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