Dungeon Fighter. Nein, es handelt sich nicht um einen klassischen Dungeon Crawler. Und nein, es ist auch kein Beat-em-up à la Tekken oder Street Fighter. Es ist ein Geschicklichkeitsspiel. Gut, ein Geschicklichkeitsspiel im Gewand eines Crawlers. Das Spielbrett ist eine Zielscheibe. Mit Würfeln möchte man hohe Werte auf der Zielscheibe treffen, um maximalen Schaden anzurichten. Und die Gegner fordern kleine Kunststücke beim Würfelwurf, sonst weichen sie dem Schaden einfach aus. Das Bullseye ist natürlich bevorzugt und macht gleich 10 Schaden, solltest du alle Wurfvoraussetzungen erfüllt haben. Hattest Du wirklich beide Augen geschlossen, als du den Abprallwurf gegen die Spielschachtel unter deinem Bein hindurch versucht hast? Ein bisschen verrückt muss man sein. Erfüllst Du die Voraussetzung? Dann ab in den Dungeon!
Das vollständige Review inklusive Fotos und detaillierter Regelerklärungen zu Spielaufbau und Spielablauf findest Du auf
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Hier ist unser Fazit:
Spielspaß: Dungeon Fighter: Second Edition ist ein Geschicklichkeitsspiel, das sich wie ein Partyspiel anfühlt und im Gewand eines Dungeon Crawlers daherkommt. Für die Innovation gibt es schonmal 10 Punkte. Und das auch noch 10+ Jahre nach Erstveröffentlichung, denn die erste Edition von Dungeon Fighter erschien bereits im Jahr 2011. Auch wenn Dungeon Fighter streng genommen kein Party Spiel ist, fällt es für uns ganz klar in diese Kategorie. Es spielt sich am besten in größeren Gruppen, die Spaß am gemeinsamen Spiel haben und das Spiel nicht allzu ernst nehmen. Denn Dungeon Fighter nimmt sich auch selbst nicht allzu ernst. Das erkennt man spätestens an den Illustrationen und Namen der Helden und Gegner. Es ist zwar nur das i-Tüpfelchen, aber es passt einfach zum Spielgefühl, wenn Brad Nachschlag mit einem Baguette unterm Arm dem obdachlosen Troll den Rest gibt.
Wir selbst sind weder große Fans von Party- noch von Geschicklichkeitsspielen. Uns haben das Thema und der Spieletitel angelockt. Wir haben uns drauf eingelassen und Dungeon Fighter mit der Familie getestet; und es ist eingeschlagen wie eine Bombe. So gelacht haben wir während eines Spiels schon lange nicht mehr. Man durfte den Mitspielern bei affigen Verrenkungen zusehen. Aber ernst bleiben, denn der Wurf sollte nicht daneben gehen! In der richtigen Gruppe das perfekte Spiel. Man sollte aber wissen, was man sich da anschafft, denn Dungeon Fighter könnte spezieller nicht sein.
Balancing/Glücksfaktor: Kann man von Glück reden, wenn man blind unter dem Bein hindurch einen Abprallwurf gegen die Spielschachtel wagt und das Bullseye trifft? Nun ja, wenn man nicht gerade 100+ Partien auf dem Buckel hat, gleichzusetzen mit Jahre langem Training in einer Würfel-Wurf Schule, dann vielleicht. Aber keine Sorge, die Wurfherausforderungen können angepasst werden. So sind Wurfvoraussetzungen von Waffen optional. Verwendet man sie, macht man +2 Schaden. Ansonsten eben nicht. Und da man immer aus zwei Verlieskarten wählt, kann man hier auch immer den Wurf-technisch ansprechenderen Weg wählen. Etwas Glück spielt aber auch beim Ziehen der Karten eine Rolle. Zum falschen Zeitpunkt ein richtig fieser Gegner und das Spiel ist vorzeitig beendet.
Strategien sind offensichtlich, Dungeon Fighter ist ja schließlich kein großes Strategiespiel. Bei der Würfelwahl gut absprechen, im Laden sinnvolle Karten kaufen, Waffen immer an die aktiven Spieler weitergeben, Heiltränke nicht vernachlässigen. Und auch die Bonuswürfel sind wichtig, um Schaden zu entgehen. Außerdem braucht man davon am Spielende gegen den Boss jede Menge! Denn hier dürfen keine Würfel zurückgeholt werden. Gehen die Würfel aus, hat man verloren. Am Ende entscheidet dann eben doch das Wurftalent über Sieg oder Niederlage. Übung macht den Meister!
In der Anleitung steht übrigens, dass man unmögliche Würfe ansagen kann und dann quasi überspringt. Das haben wir nie gemacht. Stattdessen haben Mitspieler geholfen das Bein des aktiven Spielers zu halten, damit dieser unter dem Bein hindurchwerfen konnte, während die Augen auf Tischhöhe waren. Kreativ sein!
Komplexität/Regeln: Verglichen mit anderen Party- oder Geschicklichkeitsspielen gibt es etwas mehr Regeln zu lesen. Dennoch sind wir hier weit entfernt von Strategiespiel-Regelwerken. Der Spielfluss ist sehr simpel: Verlieskarte wählen, Monsterkarte aufdecken, dann wirft man abwechselnd einen Würfel auf die Zielscheibe, unter Beachtung besonderer Wurfregeln, die von der Verlieskarte, dem Monster und /oder der verwendeten Waffe vorgegeben werden können; und zwar so lange, bis das Team oder der Gegner K.O. geht. Rinse&Repeat.
Die 19-seitige Anleitung - der Spielablauf passt auf 10 Seiten - lässt sich in 20 Minuten durcharbeiten. Erklärt sind die Regeln in unter 5 Minuten. Damit fällt Dungeon Fighter: Second Edition in die Kategorie der Familienspiele, wobei der Geschicklichkeits-Teil nicht unterschätzt werden sollte und Kindern eventuell schwerfällt. Dafür übt das Kind hier Frustrationstoleranz, das lässt sich bestimmt als pädagogisch wertvoll verkaufen.
Neben den Geschicklichkeitsherausforderungen bedarf es aber auch etwas an Vorausplanung und Vorsicht, um eine Partie wirklich zu gewinnen. Sonst wäre das alles schnell langweilig, oder? Sinnvoll beim Händler einkaufen – hier sind besonders die Bonuswürfel wichtig – und auch taktisch kluge Entscheidungen treffen, da man immer zwischen zwei Verlieskarten die Wahl hat. Unsere ersten beiden Partien sind wir am letzten Monster vor dem Boss gescheitert, einmal ein Stufe 4 Monster, einmal ein Stufe 3 Monster. Beim ersten Mal hatten wir zu viel gewagt. Beim zweiten Versuch kam etwas Pech hinzu: ein tollwütiges Monster sorgte dafür, dass alle Helden Schaden nehmen müssen, wenn ein Held einen Fehlwurf macht. Das hat unser ganzes Team ausgeknockt.
Spielerinteraktion/Spieleranzahl: Unsere Erstpartie haben wir zu viert gespielt, mit Wenigspielern. Dann waren wir so verrückt und haben entgegen dem Regelwerk ein Spiel zu siebt gewagt. Nachteil bei so hohen Spielerzahlen ist, dass man sehr selten am Zug ist. Stört das nicht und hat man auch am Beobachten der affigen Wurfversuche der Mitspieler seine Freude, steht auch hohen Spielerzahlen nichts im Wege. Man hat zwar weniger Ausrüstungskarten pro Spieler, diese können aber beim Ausruhen weitergereicht werden, sodass der aktive Spieler immer Waffen zur Verfügung hat. Heiltränke können ohnehin von allen Spielern jederzeit eingesetzt werden. Das Spiel wird damit weder schwieriger, noch leichter mit der Spielerzahl.
Spielerinteraktion gibt es nicht sehr viel, dennoch fühlt sich Dungeon Fighter wie ein Party Spiel an. Man fiebert gemeinsam mit dem aktiven Spieler mit und freut sich bei guten Treffern; oder einfach nur deshalb, weil der Wurfversuch extrem ulkig aussieht. Absprachen benötigt es dennoch: nämlich, wenn es um die Wahl der Würfelfarbe geht. Man sollte schauen, dass die nachfolgenden Spieler sinnvolle Farben zur Verfügung haben. Und bitte spiel deinen Heiltrank, wenn ein aktiver Spieler kurz vor dem K.O. steht.
Spieldauer: Auf der Verpackung steht 45 Minuten. Je nach Ausmaß der Lachkrämpfe und auch davon abhängig wie schnell man scheitert, kann das ganz gut hinkommen. Wir haben etwas länger gebraucht. Der Lachanfälle wegen. Die Spieleranzahl beeinflusst die Spieldauer nicht. Aber es geht definitiv schneller, wenn Spieler geschickter werfen und besser treffen. Sollten sie allerdings überhaupt nicht treffen, ist das Spiel am schnellsten vorbei. Denn bei Fehlschlägen gibt’s Schaden und bei Team K.O. geht’s raus aus dem Dungeon, und wieder nach Hause. Genug der Trivialitäten.
In Dungeon Fighter gibt es auch Player Elimination. Das heißt, es kann vorkommen, dass ein Spieler aus dem Spiel ausscheidet, die Gruppe aber weiterspielt. Das ist in unseren Partien nie vorgekommen und vermutlich sehr selten, da ein und derselbe Spieler in vier Kämpfen K.O. gehen muss, um gänzlich auszuscheiden, ohne dass die gesamte Gruppe K.O. geht, wodurch die Partie ohnehin vorbei wäre.
Wiederspielbarkeit: Schon in der ersten Edition gab es mehrere thematische Erweiterungen für Dungeon Fighter, welche Feuer, Dschungel und Eiswelten einführten. Die zweite Edition wurde vom Konzept her noch einmal überarbeitet. Hier gibt es insgesamt 5 eigenständige Grundspiele mit unterschiedlichen Themenwelten, die mit verschiedenen Zielscheiben, Monstern, Helden, Dungeons, Ausrüstungskarten und Würfelarten von d4 bis d12 daherkommen. Die 5 Grundspiele lassen sich alle eigenständig spielen, können aber auch beliebig miteinander kombiniert werden, für noch mehr Vielfalt. Weil die Spiele eigenständig spielbar sind, kann man mit einer beliebigen Themenwelt für knapp 40 EUR ins Dungeon Fighter Universum einsteigen.
Wir hatten Dungeon Fighter: Second Edition auf dem Tisch; das ist die Version, die am wenigsten „Thema“ besitzt und am meisten dem ursprünglichen Grundspiel der ersten Edition gleicht. Unberücksichtigt der Kombinationsvielfalt bietet diese Edition für sich genommen schon einiges an Abwechslung, sodass man mit einem Grundspiel viele Partien Freude haben wird. Es gibt 8 verschiedene Helden zur Auswahl. Nach zwei bis drei Partien kennt man zwar die meisten Verlies- und Ausrüstungskarten, aber die Monster- und Endgegnervielfalt ist wirklich reichlich. Für die Monster-Stufen 1 bis 3 werden jeweils 3 zufällige aus insgesamt 12 ausgewählt. Und am Ende jeder Partie muss ein zufälliger von 6 Bossen besiegt werden.
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